DIE GESCHICHTE



Ohne direkten Anschluss ans Meer lag das Äthiopische Kaiserreich während Jahrhunderte isoliert im nordöstlichen Zipfel Afrikas.

Seiner Majestät Kaiser Menelik II war bewusst, dass diese Lage ein Hindernis zur Entwicklung seines Landes darstellte. So erteilte er am 11. Februar 1893 dem Schweizer Ingenieur Alfred Ilg die Konzession für eine Eisenbahnstrecke.

Diese sollte in drei Abschnitte unterteil gebaut werden: von Djibouti nach Harrar, von Harrar nach Endotto, die damalige Hauptstadt, und von Endotto zum Weissen Nil durch das Kaffa-Gebiet. Am 9. März 1894 gründete Alfred Ilg die Gesellschaft Compagnie Impériale Ethiopienne (C.I.E.).





Am 27. April 1896 erteilen die Französischen Behörden die Bewilligung zur Durchquerung ihrer Kolonie Französische Somaliküste.

Gemeinsam mit einem französischen Ingenieur, Herr Chefneux, gründet Alfred Ilg die Eisenbahngesellschaft Compagnie Impériale des Chemins de fer Ethiopiens (C.I.E.). Der erste Spatenstich folgte im Oktober 1897.
Die Arbeiten finden in einem turbulenten und wüstenartigen Land statt, mit eine feindlich eingestellten Bevölkerung. Angesichts der Schwierigkeiten fiel der Entschluss, die Strecke nicht über Harrar zu bauen. Der Kaiser Menelik erlaubte daraufhin die Verlegung des ersten Endpunktes in Addis Harrar, weiter unten auf einer Ebene.
Im Jahr 1900 erforscht Océana, eine Englische Gesellschaft, die Möglichkeit der Erstellung einer Eisenbahnlinie vom englischen Hafen Zeila auf Somalien nach Addis Harrar. Damit unterstreichen die Engländer das Interesse ihres Landes an der Bahnlinie nach Djibouti. Die Verknüpfung mit der Linie von Djibouti war zwischen den Bahnhöfe Harraoua und El Bath vorgesehen, ungefähr 50 Kilometer von dem Ende des ersten Abschnittes.

Um Verwechslungen zwischen Addis Abeba und Addis Harrar zu vermeiden taufen die Ingenieuren der Gesellschaft der Endpunkt des ersten Abschnittes « Dire Daouah », nach einem kleinen Ort in der Nähe. Dieser wurde am 24. Dezember 1902 erreicht. Nach dieser Teilstrecke war die Fortsetzung der Arbeiten vorgesehen. Durch das Tal der Aouache sollte die Bahnlinie nach 430 Kilometer die Hauptstadt Addis-Abeba erreichen. Vorgesehen war eine Weiterführung zum Fluss Didessa, 300 Kilometer westlich, Hauptzufluss des Blauen Nil, die fruchtbaren Provinzen Gallas, Gourague, Nonno, Dimma, Limmou, Rogue und Leka berührend oder durchquerend. Am Fluss Didessa war der Endpunkt in der Nähe der Ilo-Babor, Goumma und Kaffa vorgesehen, die reichsten Gebiete des westlichen Teils der Hochebene. Die vollendete Djibouti-Eisenbahn sollte somit das gesamte südliche Teilgebiet erschliessen, das fruchtbarste der nördlichen Provinzen.

Aufgrund finanzieller Probleme meldete die la Compagnie Impériale des Chemins de fer Ethiopiens am 6. Juni 1907 Zahlungsunfähigkeit an.

Am 30. Januar 1908 erfolgte die Gründung der Nachfolgegesellschaft Compagnie du Chemin de fer de Franco-Ethiopien (C.F.E.) de Djibouti à Addis-Abeba. Die Bauarbeiten werden ab Jahresende 1909 fortgeführt. Am 20. Mai 1915 folgte die Eröffnung der Bahnlinie bis Akaki. Am 17. Juni 1917 konnte nach 784 Kilometer Addis-Abeba erreicht werden, auf 2400 Meter Höhe gelegen. Ab diesem Tag gilt die Strecke als eröffnet.

Der Bahnhof Addis-Abeba wird am 3. Dezember 1929 eingeweiht.

Nach 1936, während der Zeit der Besetzung Äthiopien durch Italien, planten die Italiener die Erstellung weiterer Bahnlinien, alle von Addis-Abeba ausgehend :
- Addis-Abeba – Dessié – Adigrat – Massawa mit einer Länge de 1000 km.
- Addis-Abeba - Dessié – Assab.
- Dessié – Gondar – Om – Ager.
- Addis-Abeba – Meghelli – Dollo – Mogadiscio (Mogadischu).

Sämtliche Projekte wurden angesichts der weiteren Entwicklung des Krieges eingestellt.

Von 1941 bis 1946 stand die Betriebsführung der Eisenbahn unter Britischer Verwaltung.

In der Mitte der sechziger Jahre entstand der Entwurf einer Bahnlinie ab dem Bahnhof Nazareth in Richtung Dilla, in der reichen Provinz Sidamo. Diese hätte teilweise das Trasse des italienischen Projektes von Addis-Abeba nach Mogadischu übernommen. Lieder wurde nichts daraus.

Mit dem Vertrag zwischen Frankreich und Äthiopien von 12. Dezember 1959 erlangt die Gesellschaft Compagnie du Chemin de fer Franco-Ethiopien (C.F.E.) die äthiopische Nationalität. Dieser gewährt der Bahn Erleichterungen im Hafen von Djibouti für alle Güter im Transitverkehr nach Äthiopien. Dieser Vertrag hat Gültigkeit bis 31. Dezember 2016, ebenfalls Verfalldatum der 99 Jahre dauernden Konzession des Kaisers Menelik II.

Am 21. Juni 1977 erlangt das Französische Territorium der Afar und Issa Unabhängigkeit und wird zur Republik Djibouti.


DIE GRÜNDUNG DES CHEMIN DE FER DJIBOUTO - ETHIOPIEN.

Am 21. März 1981 entstand die Gesellschaft Compagnie du Chemin de fer Djibouto - Ethiopien (C.D.E.).

Es handelt sich um eine bi-nationale Gesellschaft des öffentlichen Rechtes, dessen Vertrag durch die Regierung der beiden Staaten Äthiopien und Djibouti unterzeichnet wurde. Diese sind zugleich Besitzer. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 50 Jahre ab Unterzeichnungsdatum.
Die Gesellschaft ist einem Verwaltungsrat untergestellt, dessen Mitglieder ihre Staaten vertreten.

Die Unterzeichnung dieses Vertrages regelt die Befugnisse der Bahngesellschaft, welche durch die errichteten Dienste auf der Strecke die beiden Staaten verbindet und die Beziehungen zwischen den Teilhaber verstärkt. Das erklärte Ziel beider Regierungen ist die Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs des jeweiligen Staates, sowie der umliegenden Region.

Der Unterzeichnung dieses Vertrages folgte eine umfassende Reorganisation der Bahngesellschaft mit grosser Achtsamkeit auf die Investitionen, der Beschaffung neuen Rollmaterials, sowie dem Unterhalt der Strecke inklusive der Bauwerke.

Auf dieser Grundlage, die Weiterführung der freundschaftlichen Beziehungen seitens der Regierungen von Äthiopischen und Djibouti, führt die C.D.E. als würdiger Nachkommen der C.I.E. das Werk des Kaisers Menelik II weiter: die Modernisierung des Landes sowie dessen Öffnung zur modernen Welt.



BIBLIOGRAPHIE

- Le Chemin de fer de Djibouti à Addis-Abeba de Rosanna Van Gelder de Pineda (1995).
- Far wheels by Charles Small.
- Vapeur en Afrique by CP Lewis.
- Cheminot de Djibouti à Addis-Abeba Hubert Pierre Dubois.
- Chemin de fer Franco Ethiopien de Djibouti à Addis-Abeba Jean-Georges Camus (1935).
- Le ferrovie coloniali italiane Giorgio Gatti.